(VPS) Das VZ Vermögenszentrum hat die Basis- mit der Zusatzvorsorge (1e) verglichen. Die Studie zeigt unter anderem auf, wie die Versicherten und Unternehmen in der Zusatzvorsorge ihre Möglichkeiten ausschöpfen. Einige Erkenntnisse der Studie: Die meisten Versicherten nutzen ihre Wahlfreiheit aus und wählen eine Anlagestrategie mit mindestens 45% Aktien. Jede dritte Person wählt einen Aktienanteil von mindestens 65 %. In der Basisvorsorge beträgt die Aktienquote im Schnitt deutlich weniger, nämlich rund 30%. Fast jede dritte Person kauft sich freiwillig in die Zusatzvorsorge ein. In der Basisvorsorge sind es rund 8%. Viele Unternehmen setzen 1e-Lösungen im Wettbewerb um Fachkräfte als Lohnnebenleistungen ein – und zahlen z.B. höhere Beiträge als in der Basisvorsorge.
VZ
Steigen oder sinken die PK-Renten?
Die Kontroverse um die Entwicklung der PK-Renten – sind sie gestiegen oder gesunken – wird auch auf dem politischen Parkett ausgefochten. Die SP möchte sich das Argument der verringerten Renten nicht nehmen lassen. In den CH-Medien heisst es dazu:
«Die schlechte Leistung der zweiten Säule ist auf die überhöhten Verwaltungskosten und die schlechten Anlagerenditen zurückzuführen», sagt SP-Nationalrat Nordmann. «Die Steigerung der Lebenserwartung hätte niemals einen derartigen Leistungsrückgang gerechtfertigt.» Der Bund schreibt die Einbussen allerdings der höheren Lebenserwartung und dem schlechten Zinsumfeld zu.
Für Nordmann ist klar: Wird die 13. AHV-Rente angenommen, brauche es eine «grundlegende Reform» der zweiten Säule. Vor allem müssten ihre Verwaltungskosten angegangen werden. «Sie belaufen sich auf 6,8 Milliarden Franken pro Jahr, wovon 5,1 Milliarden alleine auf die Vermögensverwaltung entfallen.»
Der sinkende Umwandlungssatz ist ein Grund für sinkende Renten. Es gibt aber auch einen zweiten Grund: Immer mehr neu Pensionierte ziehen einen Teil ihres Kapitals oder das ganze Kapital aus dem Pensionskassen-System ab, wie «Handelszeitung» und «Blick» aufzeigten.
Individualisierung mit Hindernissen
Die Situation ist bekannt, sie ist unbefriedigend, gilt aber als unabänderlich: Wer eine Kasse mit gut gefüllten Reserven verlässt, verliert seinen Anspruch daran. Wer Glück hat, wechselt in eine Kasse in ähnlich guter Verfassung. Eventuell landet er oder sie auch in einer Vorsorgeeinrichtung mit Sanierungsbedarf, was zumindest eine Einbusse an Vorsorgesicherheit bedeutet. Schwankungsreserven werden in den Kassen kollektiv gebildet und sind somit dem Zugriff des einzelnen Destinatärs entzogen.
Dass es so ist, heisst nicht, dass es auch so sein muss. Und unsere 2. Säule ist immerhin so flexibel, dass andere Lösungen möglich sind. Dies hat Stefan Thurnherr, Partner des Vermögenszentrums VZ, an einer Online-Präsentation der IZS anhand eines Modells mit individualisierten Wertschwankungsreserven aufgezeigt.
Das von Thurnherr vorgestellte Modell – das nur wenig bekannt ist – wurde konkret in einer Kasse eingeführt und hat sich offenbar bewährt. Thurnherr war mit Unterstützung der Libera an seiner Entwicklung beteiligt. Sie hat mehrere Jahre gedauert und wurde, was nicht ganz selbstverständlich ist, von der Zürcher Aufsicht nach ein paar Anpassungen abgesegnet. Es verstösst in seinem Ansatz auch nirgends gegen irgendwelche Vorschriften.
Da zwischen den Versicherten einer Kasse vielfältige Solidaritäten und Leistungsgarantien bestehen, hat sich das als recht anspruchsvolles Projekt erwiesen. In der schliesslich gefundenen Lösung wird das persönliche Guthaben aufgeteilt auf ein Garantie- und ein Überschusskonto, wobei auf das Überschusskonto maximal 30 Prozent entfallen dürfen. Leitplanken werden auch gesetzt bei der Höhe der Verzinsung, die auf die Spanne zwischen -3 und +5 Prozent limitiert ist.
Weil naturgemäss Verluste den individuellen Wertschwankungsreserven belastet werden müssen und bei Austritt eines Versicherten in einem «ungünstigen» Moment möglicherweise Leistungsgarantien nicht eingehalten werden können, bestehen ergänzend kollektive Reserven. Diese müssen ausreichend dotiert sein, um in einer kritischen Situation allen Ansprüchen zu genügen; gleichzeitig möchte man sie möglichst tief halten.
Haben wir hier ein Modell, das sich für alle Kassen eignet? Nein. Wie Thurnherr darlegte, ist es praktisch nur durchführbar, wenn a) die betreffende Kasse hohe überobligatorische Leistungen bietet und b) der Arbeitgeber einen deutlich über 50 Prozent liegenden Anteil der Beiträge übernimmt. Im Falle der betreffenden Kasse, welche das System eingeführt hat, bezahlt der AG 70 Prozent der Beiträge.
Das – zusammen mit dem beträchtlichen Aufwand zur Einführung des Modells – relativiert seine Bedeutung. Als echte Innovation verdient es zweifellos Beachtung und Anerkennung. Thurnherr ist auch bereit, Interessenten mit weiteren Informationen behilflich zu sein.
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Das Modell gehört zu den Bemühungen, der 2. Säule gegen den allgemeinen Trend zu mehr Individualisierung zu verhelfen. Allerdings geht es deutlich weniger weit als 1e-Pläne, welche Erträge und Risiken ganz dem einzelnen Destinatär zuordnen, ihm bei der Wahl der Anlagepläne auch mehr Entscheidungsfreiheit geben. Deren Anwendung ist durch die Beschränkung auf spezielle Kassen und auf Einkommensteile über 132’000 Franken aber noch stärker eingeschränkt.
Zwar lassen Umfragen erkennen, dass die Versicherten durchaus mehr Wahlfreiheit, sprich Individualisierung, in ihren Pensionskassen wünschen, aber die Erfolgschancen einer solchen Entwicklung sind bescheiden. Insbesondere die Gewerkschaften stellen sich vehement dagegen: Man erinnert sich an die Kritik aus VPOD-Kreisen, als die Zürcher BVK sich erkühnte, unterschiedliche Rentenbezugsmodelle einzuführen oder an den Widerstand gegen flexible Renten. Das Heil wird noch immer in weitgehender Kollektivierung mit maximalen Garantien gesehen. Man übersieht gerne, dass Flexibilität und Individualisierung zu Effizienzgewinnen führen können, was nicht nur mehr Freiheit, sondern auch Leistungsgewinne bedeutet.
Peter Wirth, E-Mail
PS 1: Der Online-Anlass der IZS mit Stefan Thurnherr wird am 28. November wiederholt. Anmeldung
PS 2: Thomas de Courten, Präsident des Vorsorgeforums, wurde im Kanton Baselland für den Nationalrat mit einem hervorragenden Resultat wiedergewählt. Wir gratulieren herzlich.
VZ Pensionskassen-Rating
VZ hat 30 grosse Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen für das aktuelle PK-Rating unter die Lupe genommen. Verglichen werden u.a. Verwaltungskosten, Verhältnis Aktive und Rentner, Umwandlungssatz.
Beim Umwandlungssatz reicht die Spanne von 6,8 bis 4,73 Prozent, die Verwaltungskosten pro Versichertem bewegen sich zwischen 135 und 673 Franken und die Zahl der Aktiven pro Rentner geht von 2 bis 4,5. Die Untersuchung kann bei VZ kostenlos bestellt werden.