imageIn einem Interview mit Finanz und Wirtschaft beantwortet Iwan Deplazes, Leiter Asset Management der ZKB, Fragen zum aktuellen Fondsgeschäft und den Kapitalanlagen von Pensionskassen. Auszüge.

Ihre wichtigste Kundengruppe sind die Pensionskassen. Wie sehen Sie ihre Zukunft?
Früher reichte es, wenn eine Pensionskasse Bundesobligationen hielt und eine Handvoll Schweizer Standardwerte. Diese Zeiten sind vorbei. Heute investieren Pensionskassen in alle Anlageklassen, auch globale Aktienmärkte, Non-Investment-Grade-Obligationen, Privatmärkte, Schwellenländer, Immobilien, Rohstoffe, Edelmetalle etc. Die professionelle Bewirtschaftung der Gelder ist essenziell. Die Zukunft der Pensionskassen steht und fällt mit dem erfolgreichen Anlegen der Vermögen – und nicht mit dem Umwandlungssatz und dem Rentenalter.

Es bestehen Zweifel, ob der grosse Vermögensverwaltungsaufwand überhaupt zu einer besseren Rendite führt.
Nicht alle Pensionskassen investieren gleich gut. Unsere Schweizer Pensionskassenstudie von Swisscanto zeigt, dass zwischen den schlechtesten und den besten Pensionskassen über einen Fünfjahreshorizont ein Renditeunterschied von annualisiert 3% besteht. Das bedeutet bei einem Kapitalstock von 200 000 Fr. in fünf Jahren eine Differenz von 30 000 Fr. für den Versicherten.

Zudem hat die Studie gezeigt, dass die Nettorendite einer Pensionskasse weder von ihrer Grösse noch von der Höhe der Vermögensverwaltungskosten abhängt. Aber die 10% bestperformenden Kassen hatten über fünf Jahre leicht höhere Kosten als die 10% schlechtesten. Leider wird die Bedeutung der Nettoperformance in der Bevölkerung verkannt.

Ist diese Gleichgültigkeit die Folge von mangelnder Konkurrenz unter den Pensionskassen?
Die PK-Verantwortlichen handeln treuhänderisch, sie sind in der Regel keine Anlagespezialisten. Die PK-Entscheidungsgremien wollen keine Angriffsfläche bieten. Der Fokus auf die Kosten ist deshalb naheliegend. Ich hoffe sehr, dass das Bewusstsein für die Nettoperformance geschärft wird.

ESG-Anlagen, also solche gemäss Nachhaltigkeitskriterien, sind gefragt. Wissen Sie, wie viel ESG der Kunde will?
Wir stehen in ständigem Dialog, insbesondere mit der institutionellen Kundschaft. Die Erwartungen sind völlig unterschiedlich.

Eine neue Greenpeace-Studie beklagt, kein Schweizer Asset-Manager erfülle die Anforderungen an ein wirkungsorientiertes Umweltengagement. Sie übten die Eigentümerrechte zu wenig zugunsten der Umwelt aus. Was sagen Sie dazu?
Die Erwartungen einiger Institutionen an die Asset-Manager sind enorm. Die Verantwortung für den Klimawandel der Asset-Management-Industrie zu übertragen, ist nicht realistisch. Der Asset-Manager ist nicht der Eigentümer der Vermögen, sondern der Delegierte, der die Vermögen im Auftrag von Pensionskassen und Vorsorgegefässen bewirtschaftet. Asset-Manager haben einen Auftrag, der ihnen einen Rahmen vorgibt. In diesem Rahmen besteht Spielraum für die Vermögensallokation und die Wahrnehmung der Stimmrechte. Im Rahmen des Möglichen hat die Asset-Management-Industrie schon sehr viel gemacht.