imageBarbara Ottawa hat am Vorsorge-Symposium die Diskussion um die BVG-Reform verfolgt und Stimmen aus des PK-Szene gesammelt. In der IPE-Dach schreibt sie:

Bei einer hitzigen Panel-Diskussion beim Symposium Zweite Säule, das jährlich vom Fachverlag vps.epas organisiert wird, zeigten sich die üblichen Gräben zwischen Arbeitgeber- und Gewerkschaftsvertretung.
Aber am Rande der Messe erläuterte ein Vertreter einer Pensionskasse mit 28 Mrd. Schweizer Franken (knapp 29 Mrd. Euro) AuM, warum auch er und andere aus der Branche gegen die Reform sind.

Bei seiner eigenen PK wären von den Änderungen im Umwandlungssatz weniger als 0,01% der Berechtigten betroffen. Die Ausgleichszahlungen für die Übergangsgenerationen, die allerdings zu einem Großteil vom Staat getragen würden, würden jedoch in die Milliarden Schweizer Franken gehen.

Tatsächlich sind drei Viertel der Schweizer derzeit bereits in Kassen versichert, die es sich leisten können, den Umwandlungssatz auf Leistungen der Arbeitgeber, die über das BVG-Minimum hinausgehen, an den aktuellen Zinssatz für aktiv Sparende anzugleichen – also teilweise 3% oder sogar weniger. Aus dem Durchschnitt mit dem obligatorischen Satz ergibt sich somit ein faktischer sogenannter „umhüllender Umwandlungssatz“ von rund 5% im Durchschnitt der Kassen.

Somit konnte die Branche selbst jene Umverteilung zwischen aktiven und Rentnern bereits stoppen, die die Regierung seit Jahrzehnten versucht, mit Reformen zu bekämpfen. Meistens scheiterten die Vorhaben jedoch an Referenden. Seit Einführung des BVG wurde der Satz genau einmal – schrittweise zwischen 2006 und 2014 von 7,2% auf 6,8% – angepasst.

Mehr oder weniger einig war sich das Podium an der Fachmesse auch, dass die Reform eigentlich hinterherhinke. Der Pensionskassenfachverband Asip, vertreten durch Direktor Lukas Müller-Brunner, bestätigte, dass „ein großer Teil der Reform“ schon durch die Branche vorweggenommen wurde.

Die Gewerkschaftsvertreterin, Gabriela Medici vom SGB, kritisierte vor allem die Steigerung des Sparanteils: „Ein Kompromiss für eine leistbare Altersvorsorge für die Mehrheit konnte nicht erreicht werden.“ Die jetzt vorgelegten Vorschläge seien „völlig aus der Zeit genommen“, weil ihrer Ansicht nach, die Kassen jetzt wieder über mehr Geld verfügen und den Umwandlungssatz sogar anheben könnten.

Die Arbeitgebervertreterin, Barbara Zimmermann-Gerster vom Schweizer Arbeitgeberverband, fürchtet jedoch, dass man „ohne die Reform in den 80er-Jahren steckenbleiben“ werde. Unternehmen erhoffen sich, durch die niedrigere Eintrittsschwelle in die zweite Säule Arbeitskräfte anzulocken.

  IPE