Vertrauen statt Reform
Werner C.Hug schreibt in einem Beitrag zur BVG-Reform in der Finanz und Wirtschaft: “In der zweiten Vorsorgesäule braucht es keine neue Umverteilung mit Kompensationsmassnahmen. Stattdessen sollte die Sozialpartnerschaft im Dialog aktiviert werden.”
Weiterlesen »Von der Kürzung des Umwandlungssatzes unmittelbar betroffen sind allerdings nur 12 bis 15% im reinen BVG-Obligatorium Versicherte. Die Kosten der Übergangsgeneration, die alle Pensionskassen übernehmen müssen und somit umverteilt werden, werden auf 11 Mrd. Fr. und der mit der komplizierten Kompensation verbundene höhere Verwaltungsaufwand auf jährlich 20 Mio. Fr. geschätzt.
Gegen die Reform opponieren die Gewerkschaften, mit den Schlagworten: «Mehr bezahlen für weniger Rente», unter Berufung auf Zahlen des Bundesrats. Die Berechnungen gründen auf Annahmen, die die Gewerkschafter verschweigen. Angenommen wird, dass Löhne, Zinsen und Inflation sich über die 15 Jahre gleich entwickeln, ohne Lohnerhöhung.
Die statische Betrachtung hält der Realität nicht stand. In den vergangenen 15 Jahren hat der Medianlohn 12% auf 81’456 Fr. zugenommen. Die Konsumentenpreise blieben jahrelang niedrig, waren zeitweise negativ und stiegen erst in den jüngsten Jahren.
Zuwarten mit AHV-Refinanzierung
Katharina Fontana vertritt in der NZZ die Meinung, nach Bekanntwerden der verbesserten Finanzperspektiven der AHV sollten die Massnahmen zur Finanzierung der 13. AHV-Rente verschoben und im Rahmen einer umfassenden AHV-Reform an die Hand genommen werden.
Für das von dem SP-Mann Stéphane Rossini geleitete BSV ist das eine Peinlichkeit, ebenso für das Innendepartement von Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider, das sich seit Jahren in sozialdemokratischer Hand befindet. Doch der Rechenfehler ist mehr als eine Blamage, er schafft ein Glaubwürdigkeitsproblem für den Bund.
Man muss nüchtern feststellen: Den offiziellen AHV-Zahlen, auf die sich auch die Medien abstützen, kann man nur begrenzt vertrauen.
Das BSV hat bisher gerne so getan, als könne es praktisch punktgenau die Ausgabenentwicklung und die Defizite bei der AHV in 10 oder 15 Jahren projizieren. Offenkundig ist die Sache um einiges komplexer und sind die Unwägbarkeiten viel grösser als dargestellt. (…)
Glaubt man den neuesten Zahlen, die das BSV liefert, geht es der AHV also besser als gedacht. Das ist erfreulich. Und deshalb besteht auch keinerlei Eile, bereits jetzt neue Gelder für die Finanzierung der 13. AHV-Rente zu beschliessen.
Der Vorschlag des Bundesrates, möglichst schnell die Lohnbeiträge oder die Mehrwertsteuer zu erhöhen, um die AHV-Kasse aufzustocken, ist klar abzulehnen. Im jetzigen Zeitpunkt wäre dieser Schritt unsinnig. Über mehr Einnahmen sollte man frühestens reden, wenn die seit langem angekündigte, umfassende AHV-Reform vorliegt. Bis dahin weiss man hoffentlich auch besser darüber Bescheid, wie es in ein paar Jahren um das Sozialwerk steht.
Jungparteien für die BVG-Reform
Eine Allianz bestehend aus der Jungen Mitte, den Jungfreisinnigen, der Jungen GLP und der Jungen EVP (es fehlt die Junge SVP) hat an einer Medienkonferenz ihre Unterstützung der BVG-Reform erklärt. Der Blick schreibt dazu:
Es sei Zeit für eine Modernisierung der Altersvorsorge, hiess es in Bern an der Medienkonferenz des Bündnisses
Die Reform schliesse Rentenlücken für Teilzeiterwerbstätige und Personen mit tiefen Einkommen. Zudem schaffe sie mehr Gerechtigkeit zwischen den Generationen. Für die Jungen und die kommenden Generationen sei die Abstimmung von enormer Bedeutung.
Bis heute sei die berufliche Vorsorge stark auf das «Einernährermodell der Nachkriegszeit» ausgerichtet, und die Einkommen aus Teilzeit- und Mehrfachbeschäftigungen seien schlecht abgesichert, hiess es weiter. Doch die Zeiten hätten sich geändert.
Viele Junge und ein grosser Teil des Mittelstandes teilten sich Erwerbsarbeit und Kinderbetreuung auf. Dank der BVG-Reform erhielten sie im Alter eine faire Rente, argumentierte Marc Rüdisüli, Präsident der Jungen Mitte Schweiz, laut Redetext.
Aus Sicht der Jungparteien werden die arbeitende Bevölkerung und insbesondere die Jungen durch den zu hohen Umwandlungssatz «abgezockt». Diese Umverteilung von den arbeitenden Versicherten zu den Neupensionierten werde mit der BVG-Reform sofort reduziert. Dies sei ein notwendiger und gerechter Schritt. Laut den Jungparteien sind rund 85 Prozent der Versicherten von der Senkung des Umwandlungssatzes nicht betroffen.
Wirtschaftsverbände gegen BVG-Reform
Nach dem “BVG-Bschiss” der Gewerkschaften folgt nun die “BVG-Scheinreform” aus der Wirtschaft. Acht Wirtschaftsverbände haben sich zu einer Allianz gegen die BVG-Reform zusammengeschlossen. Die Allianz «Nein zur BVG-Scheinreform» wird angeführt von Gastro Suisse.
Dazu gehören auch der Westschweizer Arbeitgeberverband und kleinere Branchenverbände der Bäckerinnen und Confiseure, der Coiffeurgeschäfte, der Fitness- und Gesundheitszentren, der Tankstellenshops sowie der Fleisch-Fachverband. In ihrem Auftritt im Internet heisst es:
Anstatt die berufliche Vorsorge wieder auf das Prinzip des kapitalgedeckten Sparens auszurichten, ersetzt die geplante BVG-Scheinreform die eine Umverteilung durch eine andere. Sie führt zu Fehlanreizen beim Sparen und zu mehr Bürokratie.
Auswirkungen der BVG-Reform
Das VZ schreibt: Viele fragen sich: Bringt die Reform höhere oder tiefere Renten? Das VZ hat einige Szenarien durchgerechnet. Das sind die wichtigsten Erkenntnisse gemäss Studie:
- Ob man mit oder ohne Reform finanziell besser dasteht, unterscheidet sich stark von Person zu Person. Ab Seite 14 finden Sie Berechnungsbeispiele, die zeigen, wer von der Reform profitiert und wer mit einer tieferen Rente rechnen muss.
- Viele Teilzeitarbeitende – das sind oft Frauen – würden deutlich mehr in ihrer Pensionskasse ansparen und könnten ihre Renten stark verbessern. Aber: Einige Teilzeitarbeitende würden sogar weniger Rente bekommen.
- Von der Senkung des Mindestumwandlungssatzes auf 6 Prozent wären viele Menschen gar nicht betroffen.
- Auch für KMU hat die Reform weitreichende Folgen. Sie sollten abklären, was für Kosten auf sie zukommen und ob sie ihre Pensionskassen-Lösung anpassen müssen.
BSV korrigiert AHV-Finanzperspektiven
(BSV) Das Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) hat bei Kontrollarbeiten in den AHV-Finanzperspektiven festgestellt, dass die AHV-Ausgaben langfristig unplausibel hoch erscheinen. Grund sind zwei fehlerhafte Formeln im Berechnungsprogramm.
2033 dürften die AHV-Ausgaben rund 4 Milliarden Franken oder rund 6 Prozent tiefer ausfallen, als bisher berechnet. Das Umlagedefizit wächst bis 2033 auf rund 4 Milliarden Franken (bisher über 7 Milliarden) an.
Das BSV hat umgehend zwei alternative Modelle zur Berechnung erstellt und zwei Forschungsinstitute damit beauftragt, bis Ende August je ein unabhängiges Modell zu entwickeln. Mit diesen können die neu berechneten Finanzperspektiven validiert und im September publiziert werden. (…)
Swisscanto PK-Monitor Q2-2024
(Swisscanto) Im zweiten Quartal 2024 konnten die Märkte nicht mehr an die Euphorie aus den ersten drei Monaten anknüpfen. Die positive Grundstimmung und der anhaltende Aufwärtstrend blieben jedoch erhalten. Davon profitierten auch die in dieser Erhebung erfassten Vorsorgeeinrichtungen: Eine Pensionskasse erzielte im zweiten Quartal im Durchschnitt eine Rendite von 0,77%. Und auch der durchschnittliche, vermögensgewichtete Deckungsgrad der privatrechtlichen Kassen verbesserte sich auf 120,0%.
Sämtliche privatrechtliche Kassen weisen inzwischen einen Deckungsgrad von über 100% aus, bei fast 74% der Anbieter liegt der Wert sogar bei 115% und mehr. Auch die öffentlich-rechtlichen Vorsorgeeinrichtungen mit Vollkapitalisierung konnten einen deutlichen Sprung nach vorne machen: Inzwischen weist die Hälfte der Kassen einen vermögensgewichteten Deckungsgrad von mindestens 115% aus.
Gewerbe gegen BVG-Reform
Der Blick schreibt: Nicht nur Gastrosuisse, auch weitere Gewerbeverbände schlagen sich auf die Seite der Gewerkschafter. Gemeinsam mit den Linken kämpfen sie gegen die anstehende Pensionskassen-Reform.
Gegen die Reform kämpfen Linke und Gewerkschaften. Aber nicht nur.
Dass sich einige bürgerliche Wirtschaftsverbände, darunter Gastrosuisse, gegen die Reform stellen, ist bekannt. Das Nein-Lager im Gewerbe ist aber weiter gewachsen. Die Gegner haben nun eine eigene Nein-Kampagne auf die Beine gestellt. Sie stellen sich somit gegen die grossen Wirtschaftsdachverbände und die zuständige SP-Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider (60), die sich für ein Ja einsetzen.
Die jetzt anrollende Nein-Kampagne tragen etwa Gastrosuisse, die Verbände der Coiffeusen, der Bäcker-Confiseurmeister, der Fitness- und Gesundheitscenter sowie der Fleisch-Fachverband mit. Sie alle befürchten, dass die Reform nichts Gutes für ihre Branchen bringt.
Bewegung auf dem Hypo-Markt
Finews schreibt über aktuelle Entwicklungen auf dem Hypothekenmarkt nach der Zinswende und der Uebernahme der CS durch die UBS.
Die UBS ist durch die Integration der CS zu einem Schwergewicht geworden. Rund 3 Prozent des Schweizer Immobilienmarktes entfallen auf sie und zählt auch zu den grössten Anbietern auf dem hiesigen Hypothekarmarkt.
Wenn solch ein grosser Player sich zusätzlich noch in Zurückhaltung übt, hat dies Folgen. «Durch die CS-Integration ist viel auf den Markt gekommen. Dies hat phasenweise zu einer Schockstarre geführt», sagt Roman Dequesne [CEO des Hypotheken-Maklers Resolve].
«Wir konstatieren, dass die UBS aktuell deutlich zurückhaltender unterwegs ist als dies bei der Credit Suisse der Fall war», bestätigt die Bank WIR und ergänzt: «Bei grossen Projekten fehlt die Konkurrenz, bei Retailkunden hören wir von Kundinnen und Kunden, dass seitens UBS beispielsweise deutlich höhere Margen bei Verlängerungen von Saron-Hypotheken verlangt werden.»
Die Folge: Auch die anderen Player wie Kantonalbanken, Regionalbanken, Digitalbanken sowie Pensionskassen und Versicherungen traten auf die Bremse.
SRG-Umfrage zur BVG-Reform
Wer an der Umfrage der SRG zu den Abstimmungen vom 22. September zur BVG-Reform und der Biodiversitätsinitiative teilnehmen will, findet hier den online-Fragebogen.
TA möchte es genauer wissen
Der Tages-Anzeiger plant eine Reihe von Artikeln zur BVG-Reform. Insbesondere interessiert, welche Folgen die Reform in konkreten Fällen hat und sucht deshalb Personen, die Einblick in ihre Vorsorgesituation gewähren. Die Autoren würden den Vorsorgeausweis analysieren und, falls zur Klärung weitere Informationen nötig sind, mit der Pensionskasse Kontakt aufnehmen.
100 Prozent-Kapitalbezug, grosszügigere Todesfallsumme
Die Stadtzürcher Pensionskasse PKZH teilt mit:
Die Pensionskasse Stadt Zürich (PKZH) bietet ihren Versicherten ab 1. Januar 2025 mehr Flexibilität: So können sie neu bei ihrer Pensionierung ihr gesamtes Vorsorgeguthaben zu 100% als Kapital beziehen. Zudem wird die Todesfallsumme grosszügiger geregelt.
Bisher war der Bezug mit maximal 50% Kapital und 50% Rente eingeschränkt.
Die PKZH bietet ihren Versicherten ab dem 1. Januar 2025 mehr Flexibilität und ermöglicht neu auch den vollen, 100%igen Bezug des Vorsorgekapitals. Damit können Versicherte ihre Altersvorsorge besser ihren individuellen Bedürfnissen und Lebensentwürfen anpassen.Der gewünschte Kapitalbezug muss mindestens einen Monat vor dem Altersrücktritt der PKZH schriftlich mitgeteilt werden. [Das BVG sieht eine max. Frist von 3 Jahren vor.]
Ab dem 1. Januar 2025 profitieren die Aktiv Versicherten ausserdem von einer höheren Todesfallsumme. Bisher war die Todesfallsumme auf die Höhe von 3 Ehegatten-Jahrespensionen beschränkt. Neu entspricht die Todesfallsumme dem gesamten Altersguthaben abzüglich des Barwertes aller Pensionen, die durch den Tod ausgelöst werden.
Zudem wird der Kreis der Anspruchsberechtigten erweitert. Dadurch können ab 1. Januar 2025 neu auch Geschwister als Begünstigte berücksichtigt werden.
Diese grosszügige neue Regelung macht einen freiwilligen Einkauf in die Pensionskasse noch attraktiver. Werden im Todesfall keine Hinterlassenenpensionen ausgerichtet, wird das gesamte angesparte Guthaben als Kapital ausgezahlt. Profitieren Sie jetzt von den Vorteilen eines Einkaufs und investieren Sie in Ihre Vorsorge.
Smarte Vorsorge
Das Smartbook «Die Schweiz sorgt vor» will das Schweizer Rentensystem für Laien verständlicher machen. Die Herausgeberin fintool schreibt dazu:
Die Leute merken langsam, dass die auf uns zukommenden demographischen Probleme zu einer strukturellen Herausforderung für unsere Altersvorsorge werden. Entsprechend ist unser 3-Säulen-System nicht nur in aller Munde, sondern auch weit oben auf der politischen Agenda.
Aber natürlich finden sich die entsprechenden Themen nicht gerade an der Spitze der Interessen-Prioritäten der meisten Leute. Trocken, schwerfällig, kompliziert, mühsam.
Im vorliegenden SmartBook erläutern die Autoren die wichtigsten Elemente des Systems mit Hilfe von Text, Video und Podcasts in möglichst verständlicher Sprache. Nur wenn die Bevölkerung die Grundprinzipien des Systems versteht, können die Bürger die in den nächsten Jahren anstehenden Fragen und Abstimmungen als informierte Bürger angehen.
Das Buch kann für 43 Fr. bei fintool bestellt werden.
SRF: Die Wirtschaft zur BVG-Reform
SRF berichtet über die Einstellung der Wirtschaftsverbände zur BVG-Reform. Ab Min. 2. Viel darf man nicht erwarten. Unsere Leser schon gar nicht.
ZKB übernimmt Complementa
Die Complementa – u.a. Herausgeberin des Risiko Check up – schreibt zur Uebernahme durch die ZKB in einer Medienmitteilung:
Die Complementa AG unterstützt die Zürcher Kantonalbank (ZKB) seit dem Jahr 2006 mit Investment Reporting Services und ist zu einem wichtigen Partner der Bank geworden. Per 26. Juli 2024 hat die ZKB die Complementa übernommen.
Damit festigt die Bank ihre bedeutende Position im Bereich Custody Services. Gleichzeitig bildet die Übernahme für die Complementa eine tragfähige, langfristige Nachfolgelösung. Mit diesem Schritt wird die reibungslose Fortsetzung unserer oft langjährigen Kundenbeziehungen gewährleistet. Für unsere Kundschaft und unsere Mitarbeitenden steht diese Lösung für Kontinuität und Stabilität.
Für die Kundinnen und Kunden der Complementa ändert sich nichts. Sie werden weiterhin direkt von der Complementa bedient und die Dienstleistungen werden von den bisherigen Mitarbeitenden in der gewohnt hohen Qualität erbracht. Prozesse und Ansprechpartner bleiben unverändert.
Es ist kein Stellenabbau oder Transfer von Aufgaben zur ZKB geplant. Die Complementa bleibt als eigenständiges Unternehmen mit eigenem Markenbild bestehen und wird auch zukünftig von der ZKB getrennte IT-Systeme führen.
Heinz B. Rothacher wird seine Funktion als CEO abgeben, jedoch weiterhin im Verwaltungsrat vertreten sein. Ab September 2024 wird Markus Wirth, gegenwärtig Leiter Custody der ZKB, CEO der Complementa. Er wird die Unternehmung zusammen mit dem bestehenden Führungsteam weiterführen.
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